Im August angemeldet, seit dem trainiert, und jetzt war es endlich so weit: der Berliner Halbmarathon stand vor der Türe.
Letztes Jahr saß ich Anfang April vor meinem Handy und habe meine Lieblingsinfluencer Diana von @doandlive und Flori @flooorrriii gespannt in den Stories beobachtet, mitgefiebert, die Blogeinträge danach direkt verschlungen. Diese zwei haben mich eigentlich erst auf die Idee gebracht, dass man ja mal einen Halbmarathon rennen könnte. Eventuell. Irgendwann. Und jetzt stand er tatsächlich an – mein dritter, und einer der größten Europas in der Hauptstadt.

Kurze Vorgeschichte zu meinen ersten zwei Halbmarathons im Juni 2017 in Stuttgart und im September 2017 in Ulm:

Im April 2017

fing ich an mit meinem 12 Wochen Trainingsplan, konnte gerade so 10 km am Stück rennen in einer guten Stunde. Am Tag des Halbmarathons träumte ich noch von einer Zielzeit vielleicht unter zwei Stunden, auch wenn das zu dem Zeitpunkt wirklich utopisch war. Die Pace von 5’40“ Minuten pro Kilometer, die man dafür das komplette Rennen durchhalten musste, hatte ich in keinem Trainingslauf für länger als 5km geschafft. Trotzdem träumte ich. Es war heiß an dem Tag, fast 30 Grad, die Strecke in Stuttgart ist hügelig. Ab Kilometer 15 wurde der Lauf so so schwer, meine Beine haben komplett dicht gemacht, ich musste 3, 4, 5 mal anhalten und gehen. Das wieder losrennen war fast noch schlimmer. Kurz nach dem Zieleinlauf konnte ich kaum noch ein Schritt gehen, geschweigedenn Treppen laufen. Mit einer Zielzeit von 2:05 h konnte ich für meinen ersten Halbmarathon dennoch zufrieden sein – war es aber irgendwie doch nicht so richtig.

Im September 2017

dann der zweite Anlauf in Ulm, nachdem ich den ganzen Sommer weiter trainiert und auch einen angepassten 10 Wochen Trainingsplan verfolgt hatte. Dieses Mal war mein Ziel wirklich erreichbar. Ich hatte im Training oft die Zielpace erreicht und auch für mehrere Kilometer aufrecht erhalten können, mein letzter Probelauf über 14 km lief sehr gut und nach Plan. Am Tag des Halbmarathons war es SO kalt! Es hatte nicht mal 10 Grad, zum Glück hat es nicht auch noch geregnet. Ich bin komplett mit meiner Jacke durchgerannt – hätte mir jemand noch Handschuhe gegeben, hätte ich sie auch noch angezogen. Das Rennen lief besser, die Strecke hatte fast keine Höhenmeter, aber schon bei Kilometer 6 hat mich ein Mann angesprochen, dass ich aber schon sehr doll schnaufe – ich war ja aber auch schnell unterwegs, zumindest für meine Verhältnisse. Trotzdem auch hier die muskulären Probleme ab Kilometer 16 – die Beine wollten nicht mehr, ich musste mehrmals stehen bleiben und meine Beine ausschütteln. Im Ziel war ich dann nach 2:00:54h – stolz, weil ich mich innerhalb von knapp 3 Monaten um 5 Minuten verbessert hatte, und enttäuscht, weil es wegen einer Minute wieder nicht unter die Zwei-Stunden-Marke gereicht hatte.

Nächste Chance: April 2018 in Berlin.

Ich versuchte den Winter so gut es ging weiter zu trainieren. So gut es ging heißt eher schlecht als recht: ich war oft krank, war den ganzen November und Dezember nicht laufen und konnte erst wieder so richtig im Januar starten. Das hat mich anfangs super geärgert, denn die eigentliche Intention sich für einen Lauf im April anzumelden war, dass man dann mehr oder weniger gezwungen ist, den Winter über laufen zu gehen und somit die Leistung nicht rapide abfällt. Okay, blöd gelaufen, Leistung ist merklich abgefallen. Aber ich hatte ja genug Zeit, habe genug und viel trainiert, hatte viele Intervallläufe und war auch in vielen Trainingsläufen schneller als die goldene Pace von 5’40“. 

Am Sonntag war es dann soweit. Ich stand am Start vom 38. Berliner Halbmarathon, ungeplant alleine, und sooo nervös! Eigentlich wollte ich dieses Rennen mit meiner Mama laufen und auch Hand in Hand beenden – jedoch musste sie verletzungsbedingt absagen und so hieß es: alleine kämpfen. Das Wetter war perfekt, um die 20 Grad, die Sonne hat geschienen, es ging ein kühler Wind.
Die Stimmung war UNGLAUBLICH! Über die komplette Strecke von 21,1 km gab es keine 100 Meter, wo niemand stand. Es sind so viele Leute zum Anfeuern gekommen: über 200.000! Danke danke danke für diese tolle Stimmung. Ich hatte fast durchgehend Gänsehaut, habe fast durchgehend gelächelt und war ungefähr 100 Mal den Tränen nahe: Erschöpfung, Überwältigung, Emotionen pur.
Die Strecke ist ein Traum! Vorbei an allen Sehenswürdigkeiten Berlins, zuerst durchs Brandenburger Tor, an der Siegessäule vorbei, am Schloß Charlottenburg un der Kaiser-Wilhelm Gedächtniskirche vorbei, über den Potsdamer Platz – und das alles ohne eine einzige merkliche Steigung!
Aber, und jetzt kommt das aber, die ersten Kilometer fielen mir ganz und gar nicht leicht. Meine Beine waren schwer, die Sightseeing Tour die Tage zuvor habe ich deutlich gespürt. Und dann, ab Kilometer 4 oder 5, habe ich gemerkt, wie meine Füße langsam eingeschlafen sind und taub wurden. Ich musste gezwungenermaßen mehrmals anhalten und mich dehnen, habe sogar einmal komplett beide Schuhe ausgezogen. Das Problem hatte ich letztes Jahr oft, habe es aber mit dehnen und Yoga super in den Griff bekommen bis es eigentlich fast gar nicht mehr vorkam. Bei Kilometer 8 ein Blick auf meine Uhr:

Durchschnittsgeschwindigkeit 5’50“ pro Kilometer.

Wie sollte ich das denn noch aufholen? Das Taubheitsgefühl wich langsam und ich wollte auch einfach nicht mehr anhalten. Ich hatte genug Zeit verloren, wollte aufholen – und dann habe ich Gas gegeben. Die letzten 10 km bin ich deutlich schneller gerannt als die ersten, hatte im Schnitt eine Pace von 5’26“. Das Ziel kam näher, mein Cheering-Team kurz vor Kilometer 14 hat mir noch mal Kraft gegeben.
Vor der nächsten Wasser Station habe ich ein Energie-Gel genommen (das 3. übrigens an dem Tag – vor dem Start und bei Kilometer 10). Die letzte Wasserstation bei Kilometer 16 habe ich einfach ausgelassen. Ich wollte nicht stehen bleiben, wollte einfach weiter rennen, waren ja auch nur noch 5 Kilometer. Solche Gedanken hat es bei meinen ersten zwei Rennen nicht gegeben. Da war ich froh um jeden Grund stehenzubleiben. Am Sonntag sah es anders aus. Meine Beine waren nicht schwer, die Ausdauer war da und so ging einfach immer weiter über den Potsdamer Platz, an noch mehr jubelnden Leuten vorbei, die mich quasi ins Ziel trugen. Bei Kilometer 20 Standen nochmal, zum 3. Mal, mein Freund und zwei Freundinnen, mein ganz persönliches Cheering-und-Kamera-Team, und ihr könnt euch nicht vorstellen, wie viel Kraft das nochmal gibt. Den letzten Kilometer bin ich gefühlt im Usain Bolt Tempo gerannt. Und im Ziel kamen erstmal die Tränen.

1:57:42 h

Und all die Trainingsläufe hatten sich gelohnt. Im Ziel habe ich mich gut gefühlt, bin direkt weiter gegangen zu den Verpflegungsstationen. Kein: über die Ziellinie und keinen Schritt weiter. Mir ging es super. Klar habe ich jetzt Muskelkater und den ganzen Sonntag hat jeder Schritt, jede Stufe, in den Schenkeln gebrannt. Aber ich war nicht komplett ausgelaugt und am Ende wie nach meinen ersten zwei Rennen.

Was war anders?

Ich habe das ganze Jahr über nie wirklich aufgehört zu trainieren, meine Leistung hat sich einfach weiter gesteigert. Innerhalb von einem Jahr hab ich also 7 Minuten verbessern können – und das trotz eingeschlafener Füße. Ich glaube, einen großen Unterschied haben auch die Energiegels gemacht. Irgendwann hat der Muskel einfach nichts mehr zum verwerten. Bei meinen ersten zwei Läufen hatte ich ausschließlich Wasser zu mir genommen, weswegen meine Muskeln irgendwann gestreikt hatten.

Alles in allem bin ich super stolz und glücklich, das Rennen ging wie im Flug vorbei und ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Lauf in Leipzig in zwei Wochen und bin gespannt, ob dieses Mal meine Füße mitmachen.
Ansonsten ist ganz klar zu sagen: see you next year, Berlin!

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