Mein erster Marathon: Haspa Marathon 2024
Nach 26 Wochen Training, 1.000 km, fast 100 Stunden, die ich laufend verbracht habe, und 90 Läufen stand also JETZT mein erster Marathon bevor. Wie der Tag verlief, lest ihr hier:
Der Marathon Tag, let’s do this!
Wir schrieben den 28.04.2024. Nach ausreichend Pastaparty am Abend zuvor, diversen Brötchen, Snacks und Franzbrötchen die Tage zuvor, Gummibärchen und Fanta (Tipp meines Coaches) und einem sehr guten Schlaf (mit dem ich überhaupt nicht gerechnet habe), war es jetzt also so weit und der Tag meines ersten Marathons war angebrochen.
Du willst nochmal nachlesen, wie es überhaupt so weit kommen konnte, warum ich mich für einen Marathon angemeldet habe und warum für den Haspa Marathon Hamburg, wie meine erste und zweite Hälfte der Trainingsvorbereitung abliefen und wie ich das Tapering sowie die Tage in Hamburg verbracht hab? All das findest du hier:
Ich habe mich endlich angemeldet – zu einem vollen Marathon! Mein Warum, welcher es geworden ist und wies jetzt weiter geht, liest du hier.
13 von 26 Wochen Trainingsplan sind geschafft und ich ziehe ein Zwischenfazit zur Vorbereitung meines ersten Marathons.
Lies hier, wie die zweite Hälfte meines Marathontrainings ablief, als sich die Umfänge und langen Läufe so langsam gesteigert haben.
Vor dem Start
6:30 Uhr: Der Wecker hat geklingelt und ich – sonst Schlummer-Maus – war direkt hellwach. Die Nervosität kickte sofort und ich habe mich langsam für den Tag fertig gemacht, meine Haare geflochten und mich geschmickt – man will ja nunmal auch auf den Race Day Fotos gut aussehen.
7:00 Uhr: Pünktlich zum Frühstücksstart im Hotel waren wir am Buffet. Es gab 2 kleine Kaffee, viel viel Wasser, ein Brötchen mit Honig und Rührei. Außerdem machte ich mir noch etwas Porridge. Ob das genug war? Ich weiß es nicht. Aber mehr habe ich beim besten Willen nicht runter bekommen.
7:30 Uhr: Am Abend zuvor hatte ich mir schon mein Race-Outfit zurecht gelegt, was ich dann anzog. Kurze Leggings, FrontRunner Shirt, Kompressionssocken. Die Wettervorhersagen waren warm: bis zu 20 Grad und Sonne! Deswegen nahm ich auch meine Trinkweste mit zwei 250ml Trinkflaschen mit, dazu noch meine 6 Gels und Salztabletten. Für den Weg zur Bahn warf ich mir noch einen Pulli und eine leichte Windjacke drüber, weil es draußen doch noch etwas kühl war, und dann machte ich mich gegen 8:00 Uhr auch schon auf den Weg zum Hotel der ASICS FrontRunner, das direkt an der Messe – und am Start – lag.
8:30 Uhr: Bei Hanna im Hotel angekommen, mit der ich schon im Voraus ausgemacht hatte, dass wir den Marathon zusammen angehen werden, habe ich erstmal noch eine Pipi Pause eingelegt, meine Laufweste bestückt und meinen Pulli ausgezogen – es war doch schon wärmer als gedacht. Ich war überrascht, wie hyped ich auf das Rennen war – ich wollte endlich raus und loslegen!
Im Startblock G
9:00 Uhr: Wir sind mit den anderen ASICS FrontRunner zum Start gelaufen und haben auf dem Weg schon beschlossen, dass wir in einer Gruppe starten würden – mit dem Ziel: Sub 4 Stunden! Das war erstmal eine krasse Ansage für mich! Denn im Voraus hatten Hanna und ich ausgemacht, einfach erstmal entspannt loszulaufen und ab der zweiten Hälfte zu schauen, was noch geht. Aber schon von Anfang an mit dem Ziel einer 5‘40“er Pace zu starten, war ein großes Vorhaben für mich. Ich hatte die Wahl: ich laufe alleine mein Tempo und versuche mich über 4 Stunden lang zu motivieren. Oder aber ich laufe in einer Gruppe voll motivierter Leute, die richtig Bock auf das Rennen haben, und versuche so lange dabei zu bleiben, wies geht. Da fiel mir die Entscheidung doch leicht!
9:30 Uhr: Nach einem bisschen aufwärmen, einem letzten Gel und kleinen Getränk vor dem Start ging es für uns um 9:38 Uhr über die Startlinie. Die ganze Zeit vor dem Start war ich hibbelig, aber nicht zu nervös. Ich habe mich nicht gefragt, warum ich das ganze mache (Spoiler: das habe ich mich an diesem Tag übrigens überhaupt nicht 😉) und wollte einfach nur loslegen.
Das erste Viertel
10:30 Uhr: Die ersten 10 km vergingen wie im Flug! Katja hat sich als unsere Pace Makerin auserkoren und dafür gesorgt, dass wir im Schatten laufen sofern möglich, dass wir genug trinken und dass wir unser Tempo halten. Direkt nach dem Start warteten meine Eltern zum Anfeuern und mein Mann stand bei Kilometer 1,8. Er drückte mir einen kleinen Zettel mit einer lieben Botschaft in die Hand, als ich an ihm vorbei rannte, und mir schossen direkt Tränen in die Augen. Die Emotionen bei so einem Rennen sind einfach nicht in Worte zu fassen.
Die Reeperbahn entlang bis zur Wende, dann die Elbchaussee wieder zurück, immer an der Elbe mit Blick auf Hamburgs Hafen, bis wir an den St. Pauli Landungsbrücken vorbei kamen. Hier tobten die Zuschauer und haben so Stimmung gemacht, mit Bands und Musikboxen, geklatscht und gerufen. Nach 55:44 Minuten passierten wir die 10 Kilometermarke mit einer Durchschnittspace von 5‘34“. Und was soll ich sagen: alles lief geschmeidig und super gut! Zu Beginn sind mir die Füße etwas eingeschlafen, aber ich habe sie einfach ignoriert und bin weiter gelaufen. An einer Wasserstation habe ich zwischendurch mal die Schuhe etwas weiter geschnürt und sonst bin ich gut gelaunt bei der Gruppe geblieben.
Schreckmoment: ich habe meine Startnummer verloren!
11:00 Uhr: Die 15 Kilometermarke kam und ging, es wurde langsam wärmer, aber es ging ein kühler Wind. Die Stimmung in Hamburg war atemberaubend. Es waren so viele Leute an der Strecke, die uns ununterbrochen anfeuerten. An der Elbphilharmonie vorbei durch die Hafencity und mit Blick auf die Speicherstadt, ging es dann durch den Wallringtunnel. Der Tunnel ist etwa 500 Meter lang und auch wenn hier keine Zuschauer waren, so wurde doch genau so stark angefeuert. Hier gaben wir Läufer uns nämlich gegenseitig Applaus und feuerten uns mit Rufen an. Das war vielleicht einer der magischsten Momente des ganzen Marathons – Gänsehaut pur!
Weiter gings dann über den Jungfernsteg. Hier war wieder die Hölle los, aber auch die Außenalster Richtung Norden war von Zuschauern gesäumt. Es gab einen kleinen Schock Moment, als ich zwischendurch meine Startnummer verlor, die ich an meiner Weste befestigt hatte. Zum Glück habe ich es fast sofort gemerkt, bin schnurstracks umgedreht und habe sie wieder eingesammelt und dann den Rest des Rennens auch nicht mehr aus den Augen – oder aus der Hand – gelassen.
Bei ca. km 19 haben sich Leo und Katja verabschiedet, die eine kurze Toilettenpause einlegen mussten. Hanna und ich sind unbeirrt mit Robert, unserem neu ernannten Pace Maker, weiter gerannt, mit der Hoffnung, dass die zwei uns gleich wieder einholen würden. Gestartet zu 8., waren wir jetzt also noch zu 3. Unterwegs.
Halbmarathon nach 1:58:24 h – 5’37“
Halbzeit und das dritte Viertel
11:30 Uhr: Die Halbmarathonmarke passierten wir nach 1:58:24 – also gut 1,5 Minuten hatten wir bis dahin plus gemacht. Es lief immer noch super gut, wir waren von der Pace immer zwischen 5’30“ und 5‘40“ und haben uns noch fit gefühlt. Die Gels habe ich gut vertragen und wir haben uns gegenseitig aufgehyped. Wir rennen einen Marathon! Und das verdammt schnell!! Mein Mann hat nochmal bei der Halbmarathonmarke mit einem frischen Drink-Mix (ich hatte in meiner Laufweste zwei Flaschen, er hatte noch eine Wechselflasche) und einem weiteren Motivationszettel gewartet und weiter gings mit Hanna im Gleichschritt.
12:15 Uhr: Fast bei 30 Kilometern angekommen und die ersten Wehwehchen meldeten sich. Die Beine wurden langsam schwer, die Muskeln wurden spürbar. Lustigerweise spürte ich eher den linken Oberschenkel, als den rechten Adduktor, der im Vorfeld Probleme gemacht hatte. Aber ich ignorierte die Muskeln einfach komplett, denn, genau das hatte ich erwartet. Ich meine, immerhin laufen wir einen Marathon. Verrückt! Ihr wisst gar nicht, wie oft ich genau das ausgerufen hatte. Robert als unser Pace Maker war einfach Gold wert, brachte uns Wasser und isotonische Getränke von den Verpflegungsstationen, sodass wir einfach geradeaus durchrennen konnten und hatte immer einen Blick auf die Uhr. Bei Kilometer 30 habe ich nochmal meine Eltern gesehen, die feste Anfeuerten und das gab nochmal einen gehörigen Push!
Hallo Mann mit dem Hammer? Das letzte Viertel
12:45 Uhr: Wir waren nun bei Kilometer 35 durch. Wirklich unterhalten haben Hanna und ich uns nicht mehr, aber ich kann auch gar nicht mehr nachvollziehen, über was ich nachgedacht oder wo ich lang gerannt bin. Ich war einfach wie in einem Tunnel. Wir hatten ständig die Uhr im Blick, haben uns nur auf die Zeit verlassen und auf die Kilometermarker auf der Strecke (in Summe bin ich nämlich laut Garmin Uhr fast 600 Meter weiter gerannt als der Marathon!). Hanna bat irgendwann darum, dass wir etwas langsamer laufen konnten. Ehrlicherweise wurden wir immer einen Tick schneller, wenn eine laute Cheering Zone kam, sodass dann auch gleich der Puls wieder in die Höhe schnellte. Also nahmen wir ein bisschen das Tempo raus, immer noch im 5‘40“ bis 5‘50“er Schnitt. Zu dem Zeitpunkt wussten wir auch: wir schaffen es unter 4 Stunden, sogar, wenn wir jetzt mit einem 6er Schnitt das Rennen beenden. Man, das beflügelte vielleicht!
Auch bei Kilometer 35 kam noch kein Mann mit dem Hammer und ich bin auch nicht „gegen eine Wand gelaufen“. Ich habe mich durchweg gut gefühlt, war euphorisch, hatte gute Laune. Mein Mindset war super, ich war nur auf den nächsten Kilometer fixiert, hatte keine schlechten Gedanken oder diese „Komm, bleib doch kurz stehen und geh ein Stück!“ Gedanken, die einen manchmal zum Aufhören auffordern.
Tatsächlich fiel mir jedoch das ‚langsamer‘ laufen schwerer, es beanspruchte andere Muskeln und hat sich schwerfälliger, außerhalb des ‚Flows‘ angefühlt. Deswegen sagte ich Hanna, dass ich ab jetzt einfach versuchen würde so zu laufen, wie es sich gut anfühlte, und ließ sie nach der ASICS Cheering Zone bei Kilometer 37 ein Stückchen hinter mir.
Robert teilte mir dann aber schnell mit, dass auch Leo wieder aufgeschlossen hatte und die zwei nun zusammen den Rest bewältigen würden, was mich so sehr freute! Diese Emotionen wieder! Der Wahnsinn. Vorbei an weiteren Cheering Zones z.B. der Cheering Zone der KRAFT Runner und Adidas Runner am Westufer der Alster entlang wurde ich quasi getragen. Auch hier wartete mein Mann auf mich, der ein paar Meter mit mir mitrannte und mir für die letzten Kilometer nochmal Mut zusprach.
SUB 4 FINISH beim 1. Marathon
13:15 Uhr: Nach 3:46 Stunden überquerte ich die 40 Kilometer Marke. Nur noch 2,2 Kilometer, das wird ein Klacks! Und ab da zog ich die Geschwindigkeit nochmals deutlich an. Die letzten Kilometer ging es sogar nochmal eine Steigung nach oben, aber so wirklich wahrgenommen habe ich das nicht mehr. Ich habe kurzzeitig noch mein Handy rausgeholt und ein bisschen Musik angemacht, mehr als 1-2 Lieder hatte ich das aber nicht an, da dann die nächste Band am Wegesrand stand.
Und dann ist es so weit, die Kilometer 42 Marke sieht man von weitem und ich hab einfach nur noch alle letzten Kräfte mobilisiert und bin drauf los gerannt. Der rote Teppich beginnt auf der Zielgeraden, rechts sehe ich nochmal meine Mama winken und rufen und dann ist es da: das Ziel. WOW. Schon beim Schreiben Wochen später kommen mir noch die Tränen und auch beim Marathon habe ich wirklich SOFORT angefangen zu Heulen wie ein Baby. Sofort. 3:58:22 Stunden.
Finisherzeit meines ersten Marathons: 3:58:22 h
Nach der Ziellinie
UNTER 4 STUNDEN beim ersten Marathon. Und WOW hatte ich Spaß. Wirklich. Es war von Anfang bis Ende einfach das beste Lauferlebnis, das ich je hatte.
So oft so überwältigend. Anstrengend und doch hat es sich von vorne bis hinten einfach so gut angefühlt! Ich habe meine Gels wie geplant genommen, zusätzlich dazu zwei Salztabletten, habe super super viel getrunken Isotonische Getränke, mein Saft-Gemisch aber auch Wasser, habe mir noch mehr kaltes Wasser über den Kopf, die Beine, die Handgelenke geschüttet, bei fast jeder Station. Meine Beine haben mit gemacht, meine Zehen sind etwas taub geworden (und zwei davon haben immer noch einen blauen Zehnagel) und ich hatte im Nachgang den Muskelkater meines Lebens, aber Mann oh Mann war das ein Erlebnis!
Hanna und Leo kamen nicht mal eine Minute nach mir ins Ziel, Katja dann zwei Minuten über 4 Stunden. Ich bin allen sofort in die Arme gefallen, habe noch mehr geweint, meine Mama nochmals am Rand gefunden, die mir einen goldenen Lorbeerkranz aufsetzte. Wir haben uns durch die Messe geschleppt und ich habe mich einfach nicht getraut, mich hinzusetzten – ich wusste, ich steh nie wieder auf, sobald ich einmal sitze 😀 Es gab ein alkoholfreies Radler – das beste, das ich je getrunken habe, und weiter in Richtung Messeausgang. Mir ging es gut, neben den müden und total übersäuerten Beinen ging es mir erstaunlich gut, keine Übelkeit oder Kreislaufprobleme. Ich glaube, das ist das Ergebnis der sehr guten Verpflegungsstrategie und ein Zeichen für ausreichend Wasseraufnahme.
Beim Hotel der ASICS FrontRunner hat mich dann meine Familie abgeholt und auch dann musste ich direkt wieder weinen. Einfach nur WOW, was war das für ein Erlebnis!
Zurück zum Hotel und nach einer schnellen Dusche haben wir uns dann zum Abendessen wieder getroffen. Ich habe mir zuerst einen Aperol Spritz bestellt, von dem ich schon die ganzen 42 Kilometer geträumt hatte. Aber zu dem Zeitpunkt konnte ich einfach nichts mehr Süßes sehen, nach den ganzen Gels und süßen Getränken lüstete es mir nach etwas salzigem. Und ich muss sagen: die Pommes waren einfach das perfekte Post-Marathon-Essen!
Was soll ich sagen? Ich bin überwältigt vom Marathon-Experience und freue mich schon jetzt aufs nächste: Berlin Marathon 2024!
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Hi Inga,
dein Blog sieht echt toll aus! Da steckt super viel Arbeit drin. Großes Lob!
Danke dir!
Ich Laufe am Sontag in einer Woche auch mein ersten Marathon in Luzern
Oh mega! Wie lief es?? 🙂